Montag, 7. Dezember 2015

Eineinhalb Jahre

Der Stichtag ist schon ein paar Tage her, aber so alt ist nun der Hund.

Mittlerweile musste ich die Betrachtungsweise komplett ändern. Hier erzieht nicht der Mensch den Hund, nein, der Hund leitet den Menschen an, sich sozial zu verbessern.
Gerade eben habe ich gelernt, dass Nichtbeachtung eines Hundes aufzeigt, dass man ihn respektiert. Dies wiederum bedeutet, dass ein Leithund alle seine Rudelmitglieder respektiert, weil er sie nicht beachtet. Funktioniert im Rudel aber super, weil keiner der Hunde möchte "nutzlos" sein. Also sucht er sich eine Position, die ihm gut liegt und mit der er den besten Beitrag für sein Rudel leisten kann. Fühlt sich dabei jemand übertreten, weil er glaubte, dass das seine Aufgabe war, kann er sich da zwar beschweren, aber grundsätzlich bedeutet es nur, dass er diese Aufgabe nicht gut genug ausgefüllt hat. Er hat also grundsätzlich etwas "anderes" gemacht. Bei genug Freifläche, guter Fütterung ist hier eine Aufgabe protestlos weitergegeben worden. Gibt es Streit, zieht sich der Klügere zurück und sucht sich eine neue Position. Sind Spannungen im Rudel, schreitet der Leithund ein, aber nur dann.

Switchen wir mal das Ganze ins Menschenleben, müsste es ja bedeuten, dass jemand in einer Firma arbeiten möchte und die Firma sich sicher ist, dass sie zu wenige Arbeitskräfte hat, er also dort problemlos dazukommen kann. Dieser neue Mitarbeiter läuft durch alle Abteilungen, um im Prozess zu lernen, worum es bei der Aufgabe in der Firma geht. Er durchläuft alle Stationen und findet selbstständig eine Lücke, die er mit seiner Kompetenz ausfüllen kann. Der Mitarbeiter, der eigentlich dachte, das ihm diese Aufgabe läge, ist froh, dass er jemanden hat, der ihm dieses "zu viel" ab nimmt und arbeitet konzentriert dort weiter, wo er sich hineingebissen hat. Der Betriebsleiter hat selbst nur die "Lücke im System" erkannt, das richtige Gespür für die Situation bewiesen und seinen Mitarbeitern das vollste Vertrauen zukommen lassen, dass sie bereit sein würden, kompetente Hilfe in ihrem Arbeitsprozess so anzunehmen, wie es kommt.

Kann sich das jemand vor stellen?
Nein!
Und deswegen muss man so tun, als würden Hunde zu Therapiezwecken ausgebildet werden müssen! Sie müssen nicht. Sie müssen nur trainiert werden, selbstständig in gewohnten Situationen trotz falscher sozialer Verhaltensweisen zu funktionieren, als würden sie in einem "normalem sozialem Umfeld" agieren dürfen.

Ich glaube, wir müssen viel neu lernen und der Satz: "Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht." hat weitaus mehr Bedeutung, als ich vor meinem Hund begreifen konnte.