Samstag, 17. Januar 2015

Voneinander lernen

Heute habe ich etwas für mich sehr Wichtiges kapiert.
Schon lange weiß ich, dass Pico mich immer fragt, ob er etwas tun darf. In den meisten Fällen habe ich auch kapiert, was er meint, manchmal stehe ich im Dunklen bzw. interpretiere reinen Übermut in sein Verhalten. Ist es aber gar nicht. Pico ist ein sehr umsichtiger Hund.
Montag konnte ich ihn von drei flüchtenden Rehen abrufen und habe mich darüber gefreut, obwohl mir gleichzeitig klar war, dass dies nicht an meinem super Verhalten gelegen haben kann.
Heute gab es dazu die Auflösung. Pico war lockerer drauf und ich nutzte die Gelegenheit dem übermütigen Hund zu zeigen, dass ich bestimme, wann ein Spiel beginnt, abbricht oder überhaupt statt findet. Natürlich ist für mich Pflicht, den Hund 100% im Auge zu haben. Dabei fiel mir etwas auf, was ich vorher schon oft bemerkt habe, aber für Übermut hielt. Pico zieht die Nase leicht nach oben und wirft den Hinterkopf dabei zurück. Ich antwortete mit einer ähnlichen "Geste", er flitzte los und untersuchte alles genau. Was hatte ich ihm "erlaubt"? Ich wiederholte "mein Zeichen" immer mal wieder und siehe, der Hund fing an zu jagen, einschließlich der Hühner eines Bekannten in den Gartenanlagen. AH!
Daher hat er Montag die Jagd abgebrochen. Er hatte nicht gefragt und eigenmächtig - aus reinem Spieltrieb gehandelt. Er war unsozial und hat sich daher abrufen lassen. Wenn ich ihm erlaube zu jagen, ist er nicht abrufbar.
Wow.

Futterverweigerung

OHM.
Ihr wisst, was jetzt kommt? ;) Ja, eine läufige Hündin! Und ich hatte sie nicht auf dem Kanal! Mit einer Schnittgrenze von ca 40 cm gemeinsamer Grundstücksgrenze hatte ich die Hündin zwar irgendwie registriert, aber nicht wirklich "auf dem Kanal".
Picos Fressverweigerung war irgendwie merkwürdig. Er fraß zu Hause NICHTS! Auf unseren "Ausflügen", früher "Schnüffelrunden" genannt, fraß er mir aber den gesamten Inhalt des Bauchbeutels leer, je mehr drin war, umso mehr fraß er. Ich spekulierte mit meiner Ansprechpartnerin für Spitze schon darüber, dass ich Pico zu sehr verwöhnt habe, will das auch nicht abstreiten, immerhin hat er eine große Aufgabe (der er als Familienhund allerdings gerne gerecht wird).
Gestern nun vermerkte jemand mit einem Spitz, der bei Treffen mit läufigen Hündinnen ebenfalls das Fressen verweigert, dass mein Hund "Liebeskummer" haben könnte. Ich wusste, dass die Hündin, mit der er manchmal spielt, läufig ist und die wohnt auch nicht wirklich weit von hier weg. Allerdings passte seine Fressverweigerung nicht zum Zeitpunkt des Startes derer Läufigkeit. Bis mir dann gestern auf fiel, dass Pico schon eine ganze Weile nicht mehr den "merkwürdigen Hund von nebenan" angebellt hat. Ungefähr so lange schon nicht, wie er "keinen Appetit" mehr hat! Heute bellte er Frau "Kommheä" an und siehe, er fraß auch endlich wieder zu Hause aus seinem Futternapf!
Ok. Ich muss also nur heraus finden, wie häufig die Dame läufig ist und dann in diesen Zeiten Picos frisch zubereitetes Fressen unterwegs füttern. Mal schaun, was mir dazu ein fällt, wenn es wieder soweit ist.
Aber er hat das verdient. Er ist ein wirklich guter Hund, der sich super in unsere Familie eingliedern mag.

Ein guter Freund

Menschen mit Handicap haben ein Problem, das der sozialen Natur.
Wenn man komplett anders ist und andere Menschen keine Schnittpunkte finden können sind sie einsam. Nun geht unsere Kleine auf eine Ganztagsschule für Kinder mit motorischen Einschränkungen und hat dort ein relativ stabiles soziales Umfeld. Zu Hause kümmern wir uns um sie als Familie. Den sozialen Kinderverlust gleicht immer noch Lisa aus. Die allerdings befindet sich in der Puber*dings* - ich soll es nicht aussprechen. Das bedeutet, sie stellt sich auf eigene Beine und baut sich ein eigenes Leben auf. So soll es auch sein. Dadurch fällt sie allerdings als Spielgefährtin in absehbarer Zukunft weg. Das war einer der Gründe, warum ein Hund zu uns kommen sollte.
Nun ist es bei Kindern mit cerebralen Defekten so, dass sie entwicklungsgeschichtlich zurückhaltend sind. Das sich dieser Aspekt auf das gesamte Leben auswirkt, hatte ich nicht kapiert. Bis jetzt. Es hat wirklich von August bis Januar gedauert, bis sie mit Pico wirklich etwas anfangen wollte. Aber nun ist es so! Sie kommt freudig nach Hause ala "It will mit Pitu pieln!" Dazu wird mir auch verboten, an ihren Logopädietagen einen kleinen Umweg zu Lisas Schule zu machen, damit SIE alleine mit ihm spielen kann und nicht Lisa mit dem "mehr an Fähigkeiten" ihr in die Quere kommt. Und so bewegen sich ein kleiner schwarzer Hund und ein Kind ohne eigene Gehfähigkeit in jeweils eigenem Tempo über den Fußboden und toben. Es gibt also einen engen Sozialkontakt, Kommunikation und Spiel. Ein Tier ersetzt menschlich-soziale Unfähigkeit.
Danke Pico!

Mittwoch, 7. Januar 2015

Warum ich Hundekuchen backe?

Pico frisst nicht mehr.
Und da ich es schade fand, sein Fressen immer weg zu werfen, habe ich es zu Kuchen verarbeitet. die Folge davon war - er fraß nun gar nichts mehr und ich backte noch mehr Hundekuchen.
Hm, das kanns jetzt aber auch nicht sein, oder?
Er kriegt leckeres frisches Essen gekocht, mit frischem Fleisch, dass dann zum Abendbrot gekocht, am nächsten Tag noch mal aufgewärmt - NICHTS! Er frass ausschließlich Hundekuchen und das mit zunehmendem Abstand zum letzten "richtigen" Fressen immer mehr.
Irgendwie kam ich auf die Idee, dies zu probieren (Foto nachgestellt):

Und da fraß er dann.
Hm.
Liegt es am Napf? Bisher hatten wir (nicht wie auf dem Foto!) einen Edelstahlnapf verwendet. Vor meinem Kopf befand sich ein riesengroßes Brett und ich überlegte, zur Probe einen Plastiknapf zu kaufen, damit...
Zum Glück gibt es im weltweiten Netz kluge Menschen ohne Brett vorm Kopf und die erzählten, dass sie Müslischalen benutzten. Ja, die haben wir hier auch, siehe das Teil, was die Kleine in der Hand hält und schauschau - er schlich sich zwar ganz vorsichtig und skeptisch an den Napf heran, probierte kurz, bemerkte, dass *wasauchimmer* ihn nicht ärgerte und fraß gut.
Es fliegt also der Edelstahlnapt aus unserem tagtäglichen Handling heraus. Zum Campen kann man es ja dann wieder mitnehmen. Vielleicht ist auf Campingplätzen ja die Elektrizität "anders". ;)

Dienstag, 6. Januar 2015

Fünf Monate / die Erkenntnisse dieser Zeit

Heute vor fünf Monaten haben wir den kleinen schwarzen Teddy kennen gelernt, der damit den Namen "Pico" bekam.
Ich hatte viel gelesen, wie man mit Hunden um geht, hatte kaum einen Plan und war konfus. Heute fiel mir ein, was ich genau am Anfang richtig falsch gemacht hatte. Überall stand geschrieben, dass man sich "als Chef" aufführen solle und den Hund darauf "abrichten", dass er alles macht, was man "sagt".
Was da aber nicht steht - der Hund befindet sich dann in Nullkommanix im erheblichen Vorteil! Da er nicht lesen kann, weiß er nicht, dass er sich als Untergebener komplett dem nicht beobachtenden Menschen unterordnen soll, wenn der dann mal seine geschätzte Aufmerksamkeit sich ihm zuwenden mag. ;)
Also so gesehen, kennt er den Menschen, zu dem er gehört und weiß GANZ GENAU, wie der tickt. Dementsprechend weiß ein Hund viel besser, wie er mit dem Menschen umzugehen hat, wie er Disziplinarverfahren umgehen kann und sowieso und überhaupt alle Befehlsgewalt umgehen kann.
Na dem Gespräch mit Gabi von www.welle-hund.de hatte ich verstanden. Den Vorteil muss man einem Hund nicht einräumen. Und so haben wir uns aneinander angenähert, ähnlich wie bei einem Partner, mit dem kleinen feinen Unterschied, dass dieses "Verliebtheitsgefühl" nicht alles ausgeblendet hat, was stört. Und so sind wir nun, immer noch nicht im "Sandkastenrockeralter" angekommen, auf einer Ebene, in der wie relativ stressfrei im öffentlichen Raum miteinander aus kommen.
Natürlich reagieren einige Hundehalter ängstlich auf uns, wenn sie sehen, dass ich mit der Hand den Hund an einem Platz "halte". Es sieht ein bisschen so aus, wie Maja Nowak mit den "Problemhunden", aber es funktioniert. Dauerbefehle kann mein Spitz nämlich nicht im Wort umsetzen. Dazu ist er zu hibbelig. Aber er kann am nach unten gerichteten Finger neben mir her laufen, genauso wie er hinter vorgehaltener Hand sitzen/stehen bleibt und die für ihn vermeintliche Gefahrenquelle ohne Bellen und Angriffsanlauf "in Ruhe an sich vorbeilaufen lassen kann".
Definitiv sicher ist aber, sollten meine Gedanken ganz woanders sein, weiß der Hund das fast punktgenau und macht das, was er will. :)

Läufige Hündin 3

OHM!
Ich war am Samstag etwas befremdet. A. biegt am Ende unserer Runde ums Eck und schnuppert erst einmal ausgiebig an Picos Geschlechtsteil. 
Häh!?! 
Bisher befand die Dame, dass der Hund zu klein, zu laut, zu *wasweißich* ist, auch wenn er mittlerweile ihre Höhe fast erreicht hat. Nun ja... Sie ist jedenfalls nicht mit der Chefin unterwegs sondern mit deren Gemahl. Der fragt dann auch mal nach, ob "Pico" (!!!!) ein Rüde sei. Ja. Ähm na ja, das fände er jetzt verwunderlich, weil er eigentlich glaube, dass A. läufig sei. Aha - das erklärt zumindest, warum sie so aufdringlich an meinem Hund rumgeschnuppert hat, der allerdings das Tobespiel mit ihr in vollsten Zügen genießt.
Der Halter ist erleichtert, dass Pico erst 7 Monate alt ist und ich wunderte mich mal wieder, wieso mein Hund da immer noch keine Ambitionen entwickelt hat. Vermutlich ist dies B. zu verdanken. die gute große beeindruckende Rottweilerdame, bei der er mal frech war und die ihn auch durch den Zaun ordentlich Maß genommen hat, ohne körperliche Gewalt anzuwenden!
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass A. das vielleicht auch schon getan hat, nur ich seinerzeit dafür gar keinen Blick hatte.
Manche Sozialisierungsprozesse laufen unabhängig vom Menschen ab und das ist auch gut so.

Samstag, 3. Januar 2015

Silvester

Ja, das war spannend.
Der Hund hing bereits ein paar Tage vorher fast ausschließlich an meinem Hosenbein, kam aber immer nach Mut zusprechen mit uns auf die Runde. Vom Gefühl her würde ich sagen, er kann sich gut anpassen.
"Zu viel" wurde es ihm, als meine Freundin mit ihren beiden Kinder auch noch zur Party dazu stieß. Da wurde er kopflos und ein wenig panisch, war nicht mehr mit Futter abzurufen oder überhaupt zu beeindrucken. Dementsprechend war er auch nicht davon abzubringen, unsere vorverlegte Raketenrunde mit zu begleiten. Ich habe ihn aber bei mir auf dem Hof gelassen, während Familie und Gäste 250 m vom Grundstück weg, neben einem noch nicht bebauten Grundstück die zwei Batterien abgefeuert haben. Pico saß sehr gespannt und erfreut am Zaun und bestaunte den Lichtregen, der da gen Himmel stieg. Als allerdings auch der Lärm los ging, verzog er sich in sein altes Körbchen, das ich im Carport abgestellt habe und ich bin sofort mit ihm wieder rein. Er hat sich erst einmal unterm Bett verkrochen, bis die Kinder wieder kamen, wurde etwas ruhiger, als die Gäste die Party verließen und wollte dann unbedingt nach Mitternacht mit mir raus, für die Neujahrswünsche. Hab ihn bei Lisa gelassen, die meinte, dass er weinend hinter der Tür an ebend jener gekratzt hat. Ich war aber schnell wieder da und langsam fuhr der Hund runter. Die Nacht über war er so fertig, dass er wirklich mal durchgeschlafen hat, ohne halbstündliche Inspektionsrunde durchs Haus.
Dafür war er dann zwei Tage danach krank. Stuhlgang war nicht ok, tränende Augen, Winseln... Immerhin weiß ich fürs nächste Jahr und für alle Aktivitäten "außer der Reihe", welches homöopathische Mittel Pico braucht.
Doch langsam festigt sich, dass er als Dauerbegleitung für die Kleine zwar geeignet ist, weil sehr pflichtbewusst, es aber dann nicht lange hier auf dieser Erde aushalten könnte, weil ihm das sehr an die Nerven gehen würde. Aber das ist ok so. Wenn er hier zu Hause ihr Freund und Helfer ist, reicht mir das aus. Er ebnet den Weg für den Umgang der Kleinen mit einem vielleicht mal benötigten Servicehund.